Hannover - Marathon 2014
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Autor und Copyright: Herbert Steffny
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Deutsche Ernüchterung - Rekorde verfehlt
Lisa Hahner steigt aus - Kein Strecken-, aber Teilnehmerrekord
(27.4.2014)

Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?


Lisa Hahner
Was nun? Ist der EM-Start jetzt gefährdet? Wegen einer latenten  Fußverletzung (Plantarfasciitis)  musste Lisa Hahner in Hannover schon nach 12 Kilometern aussteigen.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)





Kenianisches Sprintfinale vor dem Rathaus. Henry Chrchir gewinnt knapp vor Francis Bowen.




Der Kenianer Henry Chirchir ist für Sieg um 5.000 Euro reicher, aber den Streckenrekord weit verfehlt.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Rund 18.000 Läufer, 20 Prozent mehr als im Vorjahr, gingen in Hannover auf der bekannt flachen und schnellen Strecke an den Start. Man konnte wählen zwischen der vollen Distanz, dem Halbmarathon, Staffel und Kinderläufen am Vortag. Um 9.00 Uhr wurde das Marathon-Feld bei zunächst idealen Bedingungen losgeschickt: bedeckt, später sonnig, 13 C, etwas hoher Luftfeuchte, da es nachts geregnet hatte und bei wenig Wind. Bei den Damen startete Lisa Hahner, gehandicapt durch Fußprobleme, die sie nach ihrem Trainingslager in Kenia bekam. Die Gengenbacherin ist danach viel auf dem Rad gefahren. Länger als eine Distanz von 10 Kilometern sei sie aber nicht bis zum Marathon gelaufen. Keine gute Nachricht. Insofern war sie vor dem Start nicht sicher, ob das Unterfangen einen EM-Leistungsnachweis zu erbringen klappen würde. In Frankfurt im letzten Jahr lief sie bereits 2:30:17 Stunden und erfüllte damit die EM Norm. Ihre Schwester Anna hatte mit ihrem Sieg in Wien vor zwei Wochen in 2:28:59 Stunden schon vorgelegt und war natürlich vor Ort dabei, um neben drei eigenen Tempomachern ihre wenige Minuten  jüngere Zwillingsschwester vom Rennrad aus zu betreuen.

Souad Ait Salem
aus Algerien mit einer Bestzeit von 2:25:08 Stunden, die Schnellste im Feld dürfte ihre stärkste Konkurrentin sein und den Streckenrekord von 2:27:07 Stunden aus dem Jahre 2013 im Visier haben. Bei den Männern war Evans Ruto (
Bestzeit 2:07:49 Stunden) einer der Favoriten um den Streckenrekord zu knacken, den im Vorjahr der Südafrikaner Lusapho April mit 2:08:32 Stunden aufgestellt hatte. Der Kenianer war in Hannover bereits 2009 erfolgreich. Insgesamt sieben Läufer mit Bestzeiten von unter 2:10 Stunden waren am Start. Der Kenianer Francis Bowen der bereits 40 Jahre alt ist, hatte als Ziel den Mastersweltrekord von Andres Espinosa (2:08:46 Stunden Berlin 2003) zu knacken. Aus deutscher Sicht schade: Falk Cierpinski (SG Spergau) fehlte wegen einer Fußverletzung in Hannover.


Afrikatruppe auf Streckenrekordjagd

Bei den Männern war schnell eine fast rein afrikanische 15-köpige Spitzengruppe unterwegs. Die 10 Kilometer Marke wurde in 30:32 Minuten überlaufen, das Tempo war damit exakt auf Streckenrekord. Ein Dutzend Läufer wurden von drei Pacemakern geführt. Als einziger nicht Ostafrikaner hielt der Belgier Abdelhadi El Hachimi Anschluss. Für den gebürtigen Marokkaner ging es noch um die EM-Norm. Halbmarathon wurde von 10 Läufern in 1:04:32 Stunden überlaufen.  Danach verschleppte das Tempo etwas. Erst spät bröckelte die Gruppe auseinander. Bei 30 Kilometern hatte ein halbes Dutzend Spitzenläufer nur noch 1:32:32 Stunden, der Sreckenrekord war passé. Bei 32 Kilometern griff Hosea Kipkemboi (Bestzeit 2:12:05 Stunden Nairobi 2013) an, doch ein Quintett setzte nach, darunter immer noch der Mastersläufer Francis Bowen, und stellte den Ausreisser. Um den Belgier, der "nur" eine 2:11er Bestzeit aufzuweisen hatte, war es aber jetzt geschehen. In der Folge belauerten sich die Helden und zwei weitere Läufer konnten wieder aufschließen. 

Sieg für Chirchir im Sprint

Das Rennen wurde an der Spitze zwar langsamer, aber richtig spannend, denn auch bei 38 Kilometern waren noch immer sieben Läufern zusammen. Die Frontgruppe bestand nun aus den beiden Äthiopier Ayenew Mekuant und Fikadu Kebede mit fünf Kenianern. Hosea Kipkemboi und Kebede fielen als erste zurück. Bowen, Ayenew, Martin Kosgey, Evans Ruto und Henry Chirchir bildeten nun das Spitzen-Quintett. Francis Bowen ergriff bei 41 km die Initiative und die Gruppe zog sich etwas auseinander. Der Äthiopier Ayenew konnte die Gruppe nicht mehr halten. Als nächster zog Henry Chirchir (Köln Marathon Zweiter 2013, Bestzeit 2:07:45) an, doch seine Landsleute konnten ihm folgen. Sollte es auf einen Zielsprint des verbliebenen Quartetts hinauslaufen? Ruto ließ vorrübergehend abreissen. Auch eine Zeit von unter 2:10 Stunden war längst passe, es ging nur noch um den Sieg und 5.000 Euro. Francis Bowen eröffnete auf der langen Geraden vor dem Rathaus als erster den Zielsprint, doch Francis Chirchir hielt gegen und siegte im zähen Sprint gegen den Mastersläufer in 2:11:30 Stunden. Knapp dahinter kamen Bowen zeitgleich und Ruto mit 2:11:35 Stunden auf die Ränge. Der Belgier El Hachimi, Sieger des Antwerpen Marathons 2013, wurde in 2:14:14 Stunden Achter und damit bester Europäer. Schnellster Deutscher war Christian Seiler auf Rang 15 in 2:33:10 Stunden, der Ultraspezialist lief allerdings nur als Tempomacher mit der Frauensiegerin.




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Die Algerierin Souad Ait Salem startete flott auf Streckenrekord, rettete sich letztlich noch knapp vor der Konkurrenz ins Ziel.





























































Henry Chirchir
Nach dem zweiten Platz in Köln 2013 durfte Henry Chirchir in Hannover triumphieren.


Lisa Hahner stiegt aus - "Beine liefen nicht rund"

Bei den Damen ergriff von Beginn an Souad Ait Salem in Begleitung eines Tempomachers die Initiative, dahinter zunächst die beiden Kenianerinnen Valentyne Kibet und Bornes Kitur und die Russin Nadeshda Leonteva vor Lisa Hahner. Die Algerierin hatte bei 10 Kilometer 34:14 Minuten, was in Richtung 2:24 Stunden führt. Ihr Vorsprung vor der Zweiten war schon weit über eine Minute. Lisa Hahner hatte dahinter die 10 Kilometer in 35:46 Minuten durchlaufen, was für eine 2:30er Zeit reichen würde. Da sie in Frankfurt bereits die EM-Norm erfüllt hatte, galt es nur einen Leistungsnachweis zu erbringen, mindestens bis zum Halbmarathon in 1:15 Stunden. Aber nach rund 40 Minuten war für Lisa Schluss, sie stieg aus und setzte sich enttäuscht in den Park. Die Schmerzen im Fuß waren zu stark. Damit war nach Falk Cierpinski auch die zweite deutsche Karte aus dem Rennen. "Die Beine liefen nicht rund", sagt sie später im Interview. "Ich bin noch nie ausgestiegen. Nächstes Jahr möchte ich auf jeden Fall wieder kommen und unter 2:30 Stunden laufen" nahm es die 24-Jährige zwar zunächst enttäuscht, aber dann wieder nach vorne schauend mit Fassung. Die Frage stellt sich mir natürlich, warum sie überhaupt verletzt und in dem schlechten Trainingszustand angetreten ist. Sportlich war das sicherlich nicht sehr sinnvoll.

Start-Ziel Sieg für Algerierin Salem

Halbmarathon durchlief unterdessen die 35-jährige Souad Ait Salem, Siegerin des Rom-Marathons von 2007 mittlerweile etwas langsamer geworden in 1:13:23 Stunden durch. Der Vorsprung auf die Kenianerinnen betrug zeitweilig fast zwei Minuten. 1:45:56 bei 30 Kilometern deuteten nur noch auf eine 2:29er Zeit hin. Ihre Kräfte schwanden zusehendst und in dieser Phase blickte sie sich sogar nach hinten um. Kein gutes Zeichen! Der Tempomacher und Ultraläufer Christian Seiler war ihr bei ihrem einsamen Ritt noch verblieben, der sich bemühte, die 10.000 Meter Afrikameisterin aus dem Jahre 2000 noch aufzumuntern. Die Sportlehrerin hatte in der Endphase schlußendlich nur noch den Sieg vor Augen, der ihr dann auch, aber nicht mehr ganz alleine auf weiter Flur in 2:33:10 Stunden und mit Schmerzen in den Füßen gelang. Wie bei den Männern wurde sie Opfer eines zu schnellen Beginns. Von hinten kamen unterdessen die Russin  Nadeshda Leonteva und die Kenianerin Bornes Kitur immer näher heran, konnten aber das Blatt mit 2:33:32 und 2:33:50 Stunden nicht mehr wenden. 5.000 Euro war das Preisgeld wie bei den Männern. Die Streckenrekordprämien in Höhe von 3.000 Euro wurden auch hier nicht ausgezahlt.

Fazit: deutsche und Rekord-Ernüchterung

Die Temperaturen stiegen mittags auf 17 Grad, was kein Grund für die in beiden Rennen langsamen Endzeiten sein kann. F
azit: Rekorde lassen sich nicht beliebig herbeizaubern, auch wenn die Tempomacher schnell angehen und eigentlich eher einen guten Job gemacht haben. Ernüchterung aus deutscher Sicht, Lisa Hahner gab auf und Falk Cierpinski trat erst gar nicht an. Die deutsche Marathonbestenliste dürfte auch nach dem Hamburg Marathon am kommenden Wochenende sehr, sehr dürftig aussehen. Parallel wuchs Andre Pollmächer in Düsseldorf auch nicht über sich hinaus, kam aber wenigstens in 2:13:59 Stunden durch. Er ist damit bisher der einzige Deutsche der die 2:20 Stunden Grenze unterboten hat. Der bei Seattle wohnhafte Hanau- Rodenbacher Uli Steidl lief in Boston zwar 2:19:48 Stunden, aber die Bostoner Zeiten sind bekanntlich nicht bestenlistenfähig. Auch bei den Frauen sieht es nicht gut aus: in diesem Jahr lief lediglich Anna Hahner unter 2:30 Stunden. So schlecht war noch nie eine Bilanz nach den Frühjahrs-Marathons und Hamburg wird daran nicht viel ändern! Der Zuschauerzuspruch in Hannover war stellenweise wie beispielsweise am Aegidientorplatz sehr gut, aber in den Wohnvierteln und langen Parkabschnitten gähnten dennoch große Lücken. Insgesamt 1.729 Läufer finishten den Marathon  (1.479 Männer und 250 Frauen). Der Frauenanteil ist vergleichsweise zu anderen deutschen Marathons mit 14,7 Prozent in Hannover sehr niedrig. Berlin kommt als Quoten-Spitzenreiten auf 24,6 Prozent. 

Den begleitenden Halbmarathon gewann der Wolfsburger Valentin Harwardt in 1:09:14 Stunden, bei den Frauen Nicole Krinke aus Nienburg in 1:22:50 Stunden. Die Finisherzahl war mit 6.086 Läufern ein Mehrfaches höher als beim Marathon. Der Frauenanteil ist beim Halbmarathon mit 28,9 Prozent zwar doppelt so hoch wie beim Marathon, aber auch vergleichsweise niedriger als anderenorts, wo zumeist ein Drittel Finisherinnen sind. Mit 42,7 Prozent Frauenanteil war der 10 Kilometerlauf mit 3.162 Finishern am höchsten in den drei Hauptläufen. Hier gewann bei den Herren der Däne Morten Marinussen in 31:57 Minuten, bei den Frauen die Einheimische Dr. Ulrike Wendt in 37:27 Minuten.

Ergebnisse Männer:

1. Chirchir, Henry Kipsigei (KEN) HK 02:11:30
2, Bowen, Francis (KEN) 40 02:11:30
3. Ruto, Evans Kipkogei (KEN) 30 02:11:34
4. Kosgey, Martin Kiprugut (KEN) HK 02:11:37
5. Ayenew, Mekuant (ETH) HK 02:11:46
6. Kipkemboi, Hosea (KEN) HK 02:12:32
7. Kebede, Fikadu Girma (ETH) 30 02:12:51
8. El Hachimi, Abdelhadi (BEL) 40 02:14:14
9. Arusei, Isaac Kipkogei (KEN) 35 02:16:54
10. Rybak, Vitaly (UKR) 30 02:20:46
11. Sakamoto, Takaya (JPN) 40 02:22:53
12. Tesfaye, Eticha (SUI) 40 02:25:01
13. Csiba, Boris (SVK) 30 02:30:22
14. Risa, Jarle (NOR) 35 02:30:25
15. Seiler, Christian (GER) 30 02:33:10

Ergebnisse Frauen:

1. Salem, Souad Ait (ALG) 35 02:33:09
2. Leonteva, Nadeshda (RUS) 30 02:33:32
3. Kitur, Bornes (KEN) HK 02:33:50
4. Conrad, Nolene (RSA) HK 02:54:59
5. Wagner, Carola (GER) 45 02:57:06

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