Trierer Silvesterlauf 2009
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Autor und Copyright: Herbert Steffny
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Trier im Haile Fieber - Mocki besiegt Miki
(von Herbert Steffny am 31.12.2009 aus Trier)


Laufend vom Jahr 2009 Abschied nehmen mit Festtagsstimmung am Hauptmarkt. 1.758 Läufer und Walker, Jugendliche und Bambinis beendeten die 20.Jubiläumsveranstaltung in Trier.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Nicht nur Berlin ist zum City Marathon im September im "Haile-Rausch", sondern zum 20.Jubiläum sorgte der Sponsor "Bitburger", dass auch in Trier die Schweinegrippe vorübergehend vergessen war und statt dessen das Haile-Fieber grassierte. "Milliunen Leut" sagt man in Trier, meiner Geburtsstadt, wenn viele zusammen kommen, und so war es am Silvestertag, als Haile Gebrselassie, 27-facher Weltrekordler und Marathon Weltrekordler kurzzeitig König in der über 2.000 Jahre alten Römerstadt war. 20.000 Zuschauer und fünf mal so viele Medienvertreter wie zuvor lockte das Auftreten des Äthiopiers zum Jahreswechsel in die festlich beleuchtete Innenstadt der Moselmetropole. Die Gelegenheit mit Haile zu laufen nutzten in diesem Jahr auch besonders viele Läufer. Erstmalig war der Lauf der Asse mit 99 Teilnehmer vorzeitig ausgebucht, ebenso der später folgende 8 km Volkslauf der Männer. Der Vorjahressieger Micah Kogo aus Kenia startet diesmal nicht. Vielleicht hatte man für ihn nach der Verpflichtung von Haile auch kein Antrittsgeld mehr übrig?


Fünf Meter vor dem Ziel. Haile verpasst den Rekord, aber trägt es smiley-haily-lächelnd mit Fassung!
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)



Haile wird im Ziel von Spassvogel Michel Descombes zum König von Trier gekürt, während sich der Meister erst mal das ungewohnte Konfetti aus dem Gesicht puhlt.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)



Der Berliner 1.500 Meter Spezialist Carsten Schlangen konnte sich an seinem 29. Geburtstag als zweitbester Deutscher über den 6.Platz freuen.
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Jubelt Richard Friedrich aus Passau in einer Verfolgergruppe bereits vorzeitig über seinen 10.Platz? Rechts daneben der Trierer Thorsten Baumeister, der sich im Spurt als drittbester Deutscher in 24:00 Minuten als Achter durchsetzen wird.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)




Yelena Zarodoshnaya gewann den Frauen Elitelauf über 5.000m.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)



Mocki war im Ziel (...und vorher, ...und nachher :-)) gut gelaunt. Sie konnte die Erzrivalin Irina Mikitenko klar abhängen.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)



Mit der 13-jährigen Kathrin Morbe gewann eine der Jüngsten den Volkslauf bei den Frauen im Spurt.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Der Weltrekordler verläuft den Streckenrekord

"Er komme, um zu siegen!" so der Laufstar am Vortag bei der Pressekonferenz. Der erhoffte Streckenrekord würde vom Wetter abhängen, schränkte der vierfache 10.000 Meter Weltmeister ein. Haile hasst Regenwetter. Die Temperaturen um 7 Grad waren eher günstig, aber pünktlich zum Start gegen 15.30 war kein Haile-Wetter, Regen setzte ein, um während des Rennes aber wieder aufzuhören. Das Pflaster der ältesten Stadt Deutschlands kann bei 22km/h (2:47 Minuten pro Kilometer) in den Kurven schon recht glitschig sein. Doch Haile hatte Spezialschuhe mit griffiger Sohle. Er vermasselte den Streckenrekord dennoch vielleicht schon in der ersten Runde des Acht-Runden-Kurses, als er offensichtlich irritiert vom Abbiegen des Führungsfahrzeugs vor der historischen Steipe einen kleinen Umweg lief. Auch die Kenianer und der eigentlich streckenkundige Deutsche Arne Gabius folgten erstaunlicherweise zunächst ehrfürchtig dem illustren Frontläufer. Der Tübinger erkannte seinen Irrtum zuerst, lag dadurch kurzzeitig in Front, wies aber zuvor dem Marathon-Star fairerweise noch den richtigen Weg. Dieser Vorfall kostete den fast zum vollkommenen Stopp gekommenen Haile wenigstens fünf Sekunden, die ihm am Ende fehlen sollten. Schnell übernahm der Äthiopier wieder die Spitze und bog nach der zweiten Runde am Marktplatz schon als als Erster um die Ecke. Platz eins war bereits nach der Hälfte des 8.000 Meter Kurses klar vergeben, Frage nur in welcher Zeit. Dahinter hielt sich der gewohnt mutig laufende Tübinger Gabius in einer Afrikaner Gruppe gut und auch der Vorjahres- Vierte Carsten Schlangen konnte größtenteils alleine hinterher laufend an seinem 29. Geburtstag noch ein wenig mitmischen.


Folgenreiche Schrecksekunden - Haile (links) verläuft sich in Führung liegend nach der ersten Runde hinter die Fotografen. Arne Gabius (Mitte) und ein Ordner (ganz links) versuchen ihn wieder auf die rechte Bahn zu bringen. Zur Orientierung: die Strecke verläuft weit, weit rechts vom rechten Bildrand.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Haile der König von Trier im Konfettiregen

Haile machte hinten raus noch einmal mächtig Dampf, vergrößerte regelrecht um die Kurven fliegend seinen Vorsprung stetig, verpasste aber letztlich um zwei Sekunden den 12 Jahre alten Streckenrekord, den seit 1997 der Kenianer Isaac Kariuki in 22:21 Minuten hält. Erstaunlich, dass Haile einen weiteren Fehler beging: "Er habe das Endstück zum Ziel nicht mit einberechnet" so der Profi hinterher. Über das nachlässige Studium des Laufkurses bin ich doch ein wenig erstaunt! Dennoch war es alles in allem eine gelungene "Haile-Schau", die die vielen Zuschauer an einer Großbildleinwand auf dem Hauptmarkt mitverfolgen konnten. Gekrönt wurde der kleine Äthiopier sinnbildlich durch Michel Descombes, besser bekannt in der Strassenlaufszene als "Messieur Baguette", der ihm zur allgemeinen Unterhaltung im Ziel die Krone aufsetzte. Artig lächelnd und nett zu allen Leuten charmeurte sich der Olympiasieger durch den Presse- und Fotografendschungel und gab auch bei der Pressekonferenz und Siegerehrung über die Gastgeberstadt nur das Beste zum Besten. Einzig irritierten Gebreselassie die Konfettiwolken, man hätte ihn mit etwas beworfen! Im Ziel entledigte er sich erst mal der Papierschnipsel, die in seinem schweißgebadeten Gesicht haften blieben. Den Trierer Silvesterlauf darf man durchaus als gelungene Generalprobe für Dubai im Januar ansehen, wo der 36-Jährige seinen Marathonweltrekord (2:03:59 Stunden, Berlin 2008) erneut angreifen möchte. Es geht in den Emiraten immerhin um eine Million Dollar Prämie für den Rekord! Als bester Deutscher kam Arne Gabius hinter den Kenianern Shadrack Lagat (22:47 Minuten) und nur eine Sekunde hinter Paul Kipkorir (23:18 Minuten) auf den vierten Platz. Auch der Mittelstreckler Carsten Schlangen war mit seinem sechsten Platz in 23:53 Minuten sichtlich zufrieden. Der letzte deutsche Sieger war übrigens Thorsten Naumann 1996. In den Folgejahren gewannen nur noch Afrikaner.


Die Frauenelite nach einem Kilometer. Noch führt die spätere Zweite die 18-jährige Äthiopierin Emebeth Anteneh. In der Verfolgerposition die Olympiavierte und spätere Siegerin Yelena Zadoroshnaya aus Russland. Verdeckt dahinter Irina Mikitenko und am Ende der Gruppe Sabrina Mockenhaupt (schwarze Socken), die später als beste Deutsche Sechste wird.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Olympiavierte siegt im Spurt - Mocki besiegt Miki(tenko)

Beim Elitelauf der Frauen über 5 Kilometer durfte man auf das Dauer-Duell der deutschen Marathon-Rekordlerin Irina Mikitenko und Sabrina Mockenhaupt gespannt sein. Doch die Äthiopierinnen, Kenianerinnen und v.a. die Olympiavierte über 5.000 Meter 2004 Yelena Zadoroshnaya waren favorisiert. Die Marathon-Europameisterin Ulrike Maisch konnte bei dem Wettstreit mit den internationalen Spitzenläuferinnen nicht mithalten. "Mocki" zeigte sich angesichts eines Bundeswehr Lehrgangs, bei dem sie Maschinengewehr und Marschgepäck schleppen mußte, zuvor in guter Stimmung aber unsicher über ihren Trainingszustand. "Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen!" so die Siegerländerin bei der Pressekonferenz in Anspielung auf die Silvesterparty hinterher. Nach dem Startschuss übernahmen die jungen Äthiopierinnen zunächst die Führung. Irina Mikitenko, Weltjahresschnellste 2008 im 10km Straßenlauf und wie 2009 auch im Marathonlauf ging an der Spitze mit, Mockenhaupt lauerte am Ende der Siebenergruppe. Doch schon in der zweiten Runde fiel "Miki", die World Marathon Majors Siegerin 2008 und 2009 überraschend zurück. Sie wirkte schon vor dem Rennen sehr angespannt und verschwand nach dem Rennen, dass sie als Siebte beendete, von der Bildfläche. Ihr Mann Alexander mutmaßte eine Erkältung. Dagegen forcierte nach der Hälfte des Wettkampfs die nach einer Babypause in die Straßenlaufszene wieder eingestiegene Russin Zadoroshnaya das Tempo und siegte im Spurt als Bahnspezialistin in 15:48 Minuten vor der erst 18-jährigen Emebeth Anteneh (15:51 Minuten) und der Kenianerin Caroline Chepkwony (15:54 Minuten). Sabrina Mockenhaupt hielt sich besser als erwartet und wurde Sechste, nur 11 Sekunden hinter der Siegerin.

Mocki, Maschinengewehr und Maul halten

Danach unterhielt die siegerländische Frohnatur bei der Siegerehrung die Zuschauer mit "Mocki Sprüchen". Die 29-Jährige darf hierin als erfrischendes Original gelten. Sie sprudelte von Moderator Dieter Poschmann ausgefragt gut gelaunt nur so ins Mikrofon. Beispiel: "Ich bewundere die Afrikanerinnen, wie die laufen können, aber dafür kann ich besser mit dem Maschinengewehr umgehen!" so die Feldwebelin, noch unter dem Eindruck einer anstrengenden Militärübung. Der Vergleich ist vielleicht leicht deplaziert angesichts des Krieges in Afghanistan, aber so ist eben Mocki... und sie nimmt sich auch unbedarft selbst auf die Schippe. "Das gute an dem Lauf heute war, datt ich mal für 16 Minuten das Maul halte!" Die Zuschauer und Presse amüsierten sich jedenfalls über die aufgeweckten Mocki-Sprüche. Den Volkslauf der Frauen und weiblichen Jugend gewann die erst 13-jährige Kathrin Morbe aus Trier im Spurt in guten 19:22 Minuten. Der im Rahmenprogramm gestartete Weltrekordversuch des 25-jährigen Treppen- und Rückwärtslauf-Spezialist Thomas Dold seinen im Vorjahr an gleicher Stelle aufgestellten 1.000m Weltrekord von 3:20 Minuten zu unterbieten, schlug mit 3:23 Minuten nur knapp fehl.

Ergebnisse Männer (8.000m):
1. Gebrselassie, Haile ETH 22:23
2. Lagat, Shadrack KEN 22:48
3. Kipkorir, Paul KEN 23:19
4. Gabius, Arne GER 23:19
5. Kemboi, Benjamin KEN 23:21
6. Schlangen, Carsten GER 23:53
7. Dudycz, Radoslaw POL 23:56
8. Baumeister, Thorsten GER 24:00
9. Brandenbourg, Michael BEL 24:01
10. Friedrich, Richard GER 24:01
  Ergebnisse Frauen (5.000m):
1. Zadorozhnaya, Yelena RUS 15:49
2. Anteneh, Emebeth ETH 15:51
3. Chepkwony, Caroline KEN 15:54
4. Belete, Almensh ETH 15:54
5. Yalew, Genet ETH 15:55
6. Mockenhaupt, Sabrina GER 15:59
7. Mikitenko, Irina GER16:16
8. Kaptich, Sally KEN 16:38
9. Hahner, Anna GER 16:58
10. Kithusi, Rosemary BEL 17:01

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